09.05.2025

Basel darf nicht ausgebremst werden!
Am 18. Mai entscheidet Basel über zwei Weichenstellungen – die eine führt in die Zukunft, die andere in eine Sackgasse. Als Gewerbedirektor weiss ich, wie hart der Alltag für Betriebe in unserer Stadt sein kann – und wie entscheidend gute Rahmenbedingungen sind. Deshalb empfehle ich klar: JA zum Basler Standortpaket – NEIN zur Velorouten-Initiative mitsamt Gegenvorschlag.
Basel ist ein starker Wirtschaftsstandort. Internationale Unternehmen, hochqualifizierte Fachkräfte und eine exzellente Bildungs- und Forschungslandschaft prägen unsere Region. Diese Stärke entfaltet ihre volle Wirkung, weil auch die lokalen KMU tagtäglich mitziehen.
Mit der Einführung der OECD-Mindeststeuer wird Basel künftig deutlich mehr Steuereinnahmen erzielen – geschätzt bis zu 500 Millionen Franken jährlich. Diese Mittel in die Zukunft zu investieren, ist nicht nur klug, sondern notwendig. Genau hier setzt das Basler Standortpaket an.
Ein Innovationsfonds soll gezielt Forschung, Entwicklung und neue Ideen fördern. Ergänzt wird das Paket durch einen gesellschaftlich-ökologischen Fonds, der unter anderem bessere Bedingungen für Arbeitskräfte schaffen soll. Davon profitieren gerade auch unsere KMU – ob Zulieferer, Handwerker oder Dienstleister: Wenn Basel für Unternehmen attraktiv bleibt, stärkt das die gesamte Wirtschaft und damit auch uns alle.
Doch so sehr mich dieses Paket überzeugt – so sehr irritiert mich die Velorouten-Initiative. Bis zu 50 Kilometer Vorzugsrouten, Vorrang für Velos, Tempo 30, zusätzliche Einbahnstrassen, der Wegfall von bis zu 1000 Parkplätzen – und dazu noch zahlreiche neue Baustellen: Das trifft viele Betriebe im Alltag hart. Wer im Gundeli einen Coiffeursalon betreibt, als Maler in Kleinhüningen unterwegs ist oder in einer Schreinerei im Gellert auf pünktliche Lieferungen angewiesen ist, braucht Zufahrt, Ladezonen und Parkmöglichkeiten. Dauerbaustellen und gesperrte Zufahrten sind für den täglichen Betrieb eine echte Belastung. Nicht jeder Betrieb liegt an einer Tramlinie, nicht alles lässt sich aufs Cargo-Velo verlagern.
Ja, die Mobilität muss sich weiterentwickeln. Niemand bestreitet das. Aber es braucht Lösungen, die funktionieren – nicht solche, welche die Betriebe ausbremsen. Wer Gewerbe, Dienstleistungen und Handwerk erhalten will, darf deren Bedürfnisse nicht ausblenden. Die Erreichbarkeit ist ein zentrales Standortkriterium. Sie sichert Arbeitsplätze und sorgt dafür, dass Basel auch ausserhalb der Innenstadt lebendig bleibt.
Basel soll innovativ bleiben, aber dabei die Realität nicht aus den Augen verlieren. Wir benötigen eine Balance zwischen Fortschritt und Alltagstauglichkeit. Darum plädiert der Gewerbeverband Basel-Stadt am 18. Mai für ein JA zum Standortpaket, weil es unsere Zukunft sichert, und empfiehlt ein NEIN zur Velorouten-Initiative und zum Gegenvorschlag, weil diese den Alltag unserer KMU unnötig erschweren.
Reto Baumgartner, Direktor Gewerbeverband Basel-Stadt
Dieser Text erschien zuerst als Gastkommentar auf dem Nachrichtenportal Prime News.