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«Die Ladeinfrastruktur und die Ladeleistung der Fahrzeuge verbessert sich stetig»

«Die Ladeinfrastruktur und die Ladeleistung der Fahrzeuge verbessert sich stetig»

Im vergangenen Jahr war jedes fünfte neu zugelassene Nutzfahrzeug ein batterieelektrisches Fahrzeug. Wir sprachen mit Christopher Eberhart, Leiter Key Account Management der Garage Keigel AG, über die Entwicklung des Nutzfahrzeugmarktes und die Chancen und Herausforderungen für Unternehmen, die sich für den Kauf eines batterieelektrischen Nutzfahrzeugs entscheiden.

Wie hat sich die Nachfrage nach elektrischen Nutzfahrzeugen in den letzten Monaten entwickelt? Haben Sie einen signifikanten Anstieg festgestellt?
Christopher Eberhart: Wir haben unsere Kunden auf die Förderbeiträge aufmerksam gemacht, konnten aber bisher keinen signifikanten Anstieg bei der Anschaffung von Elektrofahrzeugen feststellen. Ein häufiger Grund dafür ist die unzureichende Ladeinfrastruktur oder die Befürchtung, durch ein Elektrofahrzeug in der Geschäftstätigkeit eingeschränkt zu werden. Produktionsunterbrechungen und Auftragsengpässe gehören nun der Vergangenheit an und wir sind zuversichtlich, dass die neuen Modelle mit deutlich grösserer Reichweite auf grosses Interesse stossen werden. Darüber hinaus freuen wir uns, dass wir mit der Marke Ford unser Angebot an elektrisch betriebenen Nutzfahrzeugen weiter ausbauen können. Natürlich erhoffen wir uns davon einen neuen Schub. Die Förderbeiträge spielen dabei auch eine zentrale Rolle.

In welchen Branchen sehen Sie die grösste Nachfrage nach E-Nutzfahrzeugen? Gibt es Anwendungen oder Einsatzbereiche, in denen E-Nutzfahrzeuge besonders vorteilhaft sind?
Wir glauben nicht, dass dies eine branchenabhängige Anschaffung ist. Für viele Unternehmen ist es neben dem guten Nutzen, den geringeren Betriebskosten auch positiv für das Firmenimage.  Natürlich sind Unternehmen mit kürzeren Strecken eher an solchen Fahrzeugen interessiert als ein Transportunternehmen, das täglich mehrere hundert Kilometer zurücklegen muss. Mit unseren E-Nutzfahrzeugen können nun 300 km mit einer Ladung zurückgelegt werden. Auch die öffentliche Ladeinfrastruktur und die Ladeleistungen werden immer besser, so dass ein solches Fahrzeug für immer mehr Branchen in Frage kommt.

Wie sieht die Gesamtkostenbetrachtung über die Lebensdauer eines E-Nutzfahrzeugs aus?
Im Allgemeinen sind die Stromkosten für eine Strecke von 100 km niedriger als die Kosten für Benzin oder Diesel auf der gleichen Distanz. Die Energiekosten für Elektrofahrzeuge sind etwa halb so hoch. Darüber hinaus sind die Wartungs- und Instandhaltungskosten bei Elektrofahrzeugen niedriger als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, wobei sie etwa 40 Prozent geringer ausfallen. Dies liegt vor allem daran, dass bei einem Elektromotor der Ölwechsel sowie der Ersatz von Luftfiltern und Zündkerzen entfallen. Ausserdem werden Verschleissteile wie Bremsen bei einem Elektrofahrzeug weniger beansprucht und müssen daher seltener ersetzt werden. Dadurch entfallen auch Entsorgungskosten, was sich positiv auf die Umwelt auswirkt.

Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Einführung von elektrischen Nutzfahrzeugen?
Die grösste Herausforderung besteht sicherlich in der Reichweite und der Ladeinfrastruktur. Der Einsatz von Elektrofahrzeugen erfordert eine andere Planung, da die Fahrzeuge regelmässig aufgeladen werden müssen. Solange die tägliche Reichweite nicht überschritten wird, sollte eine nächtliche Ladung ausreichend sein. Hier stellt sich jedoch die Frage, wo das Fahrzeug über Nacht steht. Bleibt es im Geschäft, wo möglicherweise eine Ladestation vorhanden ist, oder nimmt der Mitarbeitende es mit nach Hause? Zu Hause ist die Herausforderung am grössten, da viele Mitarbeitende nicht über die nötigen Installationen verfügen. Wenn diese vorhanden sind, bleibt die Frage der Stromkostenübernahme, wobei sich auch hier Lösungen sowohl für öffentliche als auch für private Ladestationen anbieten.

Welche Ratschläge würden Sie Unternehmen geben, die diesen Schritt in Erwägung ziehen?
Sollte die tägliche Fahrstrecke die Batteriereichweite überschreiten, ist ein Umdenken und eine andere Planung notwendig. Wie bereits erwähnt, nimmt die Verfügbarkeit öffentlicher Ladeinfrastrukturen stetig zu, einschliesslich der Schnellladestationen an Autobahnraststätten. Beispielsweise kann die Mittagspause in der Nähe einer Ladestation eingeplant werden. Auch das Aufladen im Geschäft, beispielsweise während des Güterumschlags, kann zusätzliche Reichweite ermöglichen. Diese Überlegungen sollten angestellt werden.


Aktion «Wirtschaft unter Strom»

Der Kanton Basel-Stadt fördert im Rahmen der Aktion «Wirtschaft unter Strom» den Kauf elektrisch betriebener Nutzfahrzeuge. Unternehmen mit Sitz im Kanton Basel- Stadt erhalten beim Kauf eines Leichtfahrzeuges – sofern es gewerblich genutzt wird – einen Förderbeitrag, der bei maximal 20 % des Kaufpreises liegt.

Mehr Informationen unter www.wirtschaft-unter-strom.ch.