Ärmel hoch, Energiekosten runter

01.10.2020

Die Energieeffizienz zu steigern und vor allem Strom zu sparen muss nicht teuer sein. Der Geschäftsführer des Let’s Go Fitness Club verrät, wie man mit praktisch Null Investitionskosten und einer ausgeprägten Do-it-yourself-Mentalität bis zu 50 Prozent Energiekosten sparen kann.

Es ist Ende 2019. Dylan Teal führt durch das Fitnesscenter, das sich gerade im Umbau befindet. «Hier kommt dann wieder meine Büro hin», sagt der Geschäftsführer des Let’s Go Fitness und weist auf eine düstere, betongraue Nische, leer, bis auf die aus der Decke hängenden Kabel. Das Geschäftshaus an der Rebgasse 20, in welcher das Center beheimatet ist, wird gerade umgebaut. Im Nebenraum zeigt Teal auf ein kleines Kästchen in einem grossen Elektroverteilschrank: «Und hier wird alles gemessen». Das unscheinbare Kästchen ist Teil eines Pilotversuches der IWB. Energieverbräuche von KMU werden dabei in Echtzeit und nach Nutzungen aufgeteilt gemessen und visualisiert. Auf einem Tablet zeigt Teal die generierten Daten: Tabellen, Balkendiagramme und Kurven, die allesamt nach unten zeigen.

NICHT 10%, SONDERN 50% REDUKTION!

Teal ist jung, sportlich, dynamisch. Er bezeichnet sich selbst als technikaffin. Er macht den Eindruck eines Self-made-man, in geschäftlicher, aber auch in ganz praktischer Hinsicht. So rannte der Energieberater der IWB 2016 offene Türen ein, als er vorschlug, die Energieeffizienz des Unternehmens zu trimmen. Damals verbrauchte das Fitness-Center noch jährlich 300’000 kWh Strom. Im Folgenden wurde der Betrieb auf Energielecks untersucht, Effizienzmassnahmen definiert und ein Absenkungspfad über die kommenden 10 Jahre festgelegt – das Standardprozedere im sogenannten KMU-Model der Energieagentur der Wirtschaft EnAW. Über das Ziel, innert 10 Jahren 10% effizienter zu werden, lacht Teal heute nur noch: Er hat seinen Energieverbrauch nach vier Jahren um fast die Hälfte reduziert – die Energiekosten natürlich auch.

HELLE KÖPFE DREHEN AN DER BIRNE

Als grosser Energieverbraucher wurde die Beleuchtung identifiziert: Bei 1300 Quadratmeter Fläche, die angenehm ausgeleuchtet sein wollen, kommt da einiges zusammen. Hier kam Teals Technikaffinität ins Spiel: Er tauschte die Dutzenden von Lampen einfach selbst aus und ersetzte sie durch LED. Die Investitionen waren dadurch äusserst bescheiden und haben sich gemäss Teal bereits nach einem Jahr amortisiert. Ebenfalls fast ohne Investitionskosten kam die Einstellung der beiden Saunen aus: Wenn diese den ganzen Tag auf 90° geheizt werden, benötigt das enorm viel Energie. Aber bis eine kalte Sauna warm ist, hat die Kundschaft längst das Training beendet und ist wieder weg. Der Kompromiss ist, dass die Sauna während den Öffnungszeiten auf 60° erwärmt wird und die Kunden mittels eines Knopfes eine 45-minütige Aufheizphase starten können. Genügend Zeit, um zu trainieren und danach eine 85-90° heisse Sauna vorzufinden. Noch weiter geht Teal beim Dampfbad. Dieses wird erst gestartet, wenn die Kundschaft es verlangt. Insgesamt macht das City Fitness mit bedarfsgerechter Steuerung gute Erfahrungen. Nicht benötigte Kühlschränke wurden deinstalliert. Jene, die noch gebraucht werden, hat Teal durch effizientere Geräte ersetzt – beziehungsweise er hat den Getränkelieferanten und Kühlschranksponsor freundlich gebeten, die Geräte auszutauschen, was dieser prompt getan hat. Dank der detaillierten Kurven auf seinem Tablet hat Teal auch festgestellt, dass sowohl Licht, Lüftung und andere Installationen teilweise auch ausserhalb der Center-Öffnungszeiten liefen. Ein No-Go für den Energieoptimierer, das umgehend angepasst wurde.

35’000 MEHR AUF DER BANK

All das lohnt sich für Teal finanziell. Dies natürlich umso mehr, als er nur geringe Investitionskosten hatte. Seine Energiekosten von jährlich 80’000 Franken hat er auf 45’000 Franken reduziert. Und weil er auch das EnAW-Ziel locker übertrifft, konnte er einmal sogar seine Überschussersparnisse einem anderen Unternehmen verkaufen, das sein eigenes Ziel nicht erreichte: Weitere 1400 CHF auf dem Konto.

Teal ist zufrieden mit dem Erreichten. Die sogenannten «low hanging fruits», die einfach zu realisierenden Potentiale hat er restlos ausgeschöpft. Weiteres Potential ist natürlich vorhanden, kann jedoch nicht mehr so einfach umgesetzt werden. Beispiel intelligente Lichtsteuerung: In der Nähe der neuen Glasfassaden könnte bei ausreichend Tageslicht das Kunstlicht gedimmt werden. Bei dem offensichtlichen Vergnügen, das Teal die sinkenden Kurven auf seinem Tablet bereiten, kann man sich durchaus vorstellen, dass er demnächst die Ärmel wieder hochkrempeln wird.

www.iwb.ch/energie-monitoring

Mögliche Förderprogramme:

  • Klimastiftung Schweiz fördert Beleuchtung mit Tageslichtregelung
    oder Präsenzsensoren | www.klimastiftung.ch
  • TopFU ist ein nationales Förderprogramm von Topmotors zur Umsetzung
    energieeffizienter Antriebslösungen mittels Frequenzumrichter
    (FU) in der Industrie | www.topfu.ch
  • easyauction von Energiezukunft Schweiz fördert jegliche Energieeffizienzprojekte – bspw. auch die Bedarfssteuerung der Sauna – mit bis zu 40 Prozent der Kosten | www.energiezukunftschweiz.ch

Wenn Sie PEIK durch die IWB Energieberatung nutzen, dann beteiligt sich EnergieSchweiz mit bis zu 2000 Franken an der Energie- und Umsetzungsberatung. Wenn Sie sich von act oder der EnAW beraten lassen, übernimmt die Klimastiftung Schweiz 50 Prozent (bis maximal 2000 Franken) der jährlichen Beratungsgebühr.
www.peik.ch | www.act-schweiz.ch | www.enaw.ch