«Der Rheintunnel ist ein Gewinn für alle»

13.07.2022

Die Osttangente zwischen den Verzweigungen Hagnau und Wiese ist insbesondere an Werktagen dauerüberlastet. Und der Verkehr wird in den nächsten Jahrzehnten insbesondere auf den Nationalstrassen weiter zunehmen. Um die Situation zu entschärfen, hat der Bund zusammen mit den beiden Basel den Rheintunnel konzipiert und ausgearbeitet. Im Gespräch mit den KMU News erläutert Jürg Röthlisberger, Direktor des Bundesamts für Strassen ASTRA, das Bauprojekt.

KMU News: Herr Röthlisberger, Sie haben Mitte Juni an einem vielbeachteten Infoforum das Projekt Rheintunnel der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Was kommt da auf uns zu?

Jürg Röthlisberger: Der Rheintunnel wird einen grossen Teil des Agglomerations- und Durchgangsverkehrs auf der heutigen Osttangente aufnehmen. Dadurch werden Kapazitäten frei, um den auf das untergeordnete, sprich kantonale und kommunale Strassennetz verdrängten Verkehr zurück auf die Nationalstrasse zu verlagern. Zudem bietet sich die Möglichkeit, die bestehende Osttangente entsprechend ihrer künftigen Funktion als lokaler Zu- und Wegbringer zu gestalten und zu signalisieren. Dadurch wird der Rheintunnel ein Gewinn für alle: Die Quartiere werden vom Durchgangsverkehr und Lärm entlastet, die Verkehrssicherheit erhöht sich, die Erreichbarkeit und Verkehrsfluss verbessern sich, die bestehende Osttangente kann verträglicher gestaltet und betrieben werden und schliesslich steht mit dem Rheintunnel bei Störungen auf der Osttangente eine echte Alternative zur Verfügung. Im Bereich des Tunnelportals Birsfelden wird die Fahrbahn auf einer Länge von rund 340 Metern eingehaust. Damit erfahren die benachbarten Gewerbe- und Wohnquartiere in Muttenz und Birsfelden eine wesentliche Lärmentlastung.

Welche Verbindungen werden durch den Rheintunnel ermöglicht?
Der Rheintunnel selbst besteht aus mehreren Tunnelabschnitten: Das Kernstück sind zwei neue, je zweispurige Tunnels, welche vom Portal Birsfelden den Rhein in einer Tiefe von mindestens 18 Metern ab Flussgrund unterqueren und bergmännisch mit einer Tunnelbohrmaschine aufgefahren werden. Auf der Höhe des Badischen Bahnhofs wird die Tunnelröhre in Fahrtrichtung Norden mit der Verzweigung Wiese in Richtung Deutschland und Frankreich verknüpft. In der Gegenrichtung wird im Bereich der Grenzbrücke der Verkehr von Deutschland bzw. im Bereich der Dreirosenbrücke der Verkehr von Frankreich separat in den Rheintunnel geführt. Der Rheintunnel entlastet somit sämtliche Verkehrsbeziehungen.

Und wie geht es jetzt weiter? Wann werden die ersten Autos durch den neuen Tunnel fahren?
Auf der Portfolio-Ebene beantragt der Bundesrat dem Parlament im Rahmen des strategischen Entwicklungsprogramms den verbindlichen Verpflichtungskredit für die Realisierung. Auf der Einzelprojekt-Ebene werden wir das Ausführungsprojekt in der ersten Hälfte des nächsten Jahres öffentlich auflegen. Es folgt das eigentliche Bewilligungsverfahren, die Detailplanung und schliesslich die Ausschreibung der Arbeiten. Wenn alles wie geplant läuft, beginnen wir 2029 mit den Bauarbeiten. Bei einer Bauzeit von rund 10 Jahren werden wir den Rheintunnel dann 2040 feierlich eröffnen und in Betrieb nehmen können.

Weitere Informationen: www.rheintunnel.ch