Ein Musterbeispiel der fehlgeleiteten Basler Verkehrspolitik

12.09.2022

Die geplante Umgestaltung der Grenzacherstrasse beim Knoten Rankstrasse zeigt exemplarisch auf, wie mit einer künstlichen Verknappung der Mobilitätsflächen Kapazität und Erreichbarkeit des Basler Strassenraums immer stärker eingeschränkt werden. 2010 hatte sich das federführende Bau- und Verkehrsdepartement noch gegen einen Kreisel in der Grenzacherstrasse ausgesprochen – aus Angst vor Rückstau.

Kommt direkt neben der geplanten neuen BVB-Garage zu liegen: Der «Rumpf»-Kreisel an der Grenzacherstrasse.

Voraussichtlich an seiner Septembersitzung wird der Grosse Rat über die Umgestaltung der Grenzacherstrasse beim Knoten Rankstrasse befinden. Das Bau- und Verkehrsdepartement beabsichtigt, die heute in diesem Bereich vierspurige Strasse sowie den heutigen, mit einer Lichtsignalanlage gesteuerten Knoten durch einen engen, einspurigen Kreisel zu ersetzen. Im Weiteren ist in Richtung Osttagente eine zusätzliche Ampelanlage vorgesehen, welche als Dosierstelle missbraucht werden könnte. Es handelt sich um ein klassisches Strassenrückbauprojekt, welches eine deutlich verminderte Leistungsfähigkeit des Knotens und damit Rückstau sowie längere Wartezeiten zur Folge hätte – im konkreten Fall zu Lasten des östlichen Kleinbasel sowie der Gemeinde Riehen.

Regierungsrat Wesselswar gegen einen Kreisel an der Grenzacherstrasse
Dass sich das Bau- und Verkehrsdepartement an dieser Stelle für eine Kreisellösung einsetzt, ist insofern erstaunlich, als sich 2010 dasselbe Departement unter der damaligen Führung von Alt-Regierungsrat Hans-Peter Wessels noch gegen den Bau eines Kreisels in der Grenzacherstrasse ausgesprochen hatte. Konkret ging es um den Bau eines Kreisels am Knoten Grenzacherstrasse-Hörnliallee. Geprüft wurde unter anderem die Verkehrskapazität eines Normkreisels (Aussendurchmesser mindestens 26 Meter). Das Resultat war vernichtend: Die Verkehrsqualität wurde als «mangelhaft» bezeichnet – der Kreisel hätte Rückstaus von über 200 Metern sowie massive Qualitätseinbussen für die Buslinien zur Folge gehabt. Die Idee wurde folgerichtig verworfen. Der nun vorgeschlagene Kreisel beim Knoten Rankstrasse ist mit einem Aussendurchmesser von 30 Metern nur marginal grösser als die Mindestvorgabe. Gleichzeitig ist jedoch auch das Verkehrsaufkommen höher als beim Knoten Hörnliallee. Kurzum: Es drohen dieselben Konsequenzen wie beim Projekt von 2010.

LDP-Grossrat Michael Hug hakt nach
In der Zwischenzeit ist auch die Politik hellhörig geworden. Mit Blick auf die Stadt Sursee, wo aufgrund langer Wartezeiten und Staus mehrere Kreisel aufgelöst und durch Kreuzungen mit modernen Ampelsystemen ersetzt werden sollen, fragt LDP-Grossrat Michael Hug beim Regierungsrat nach, warum gerade in der Grenzacherstrasse ein neuer Kreisel gebaut werden soll und ob dort der Verkehrsfluss – im Speziellen für die BVB-Busse – nicht viel besser gegeben wäre ohne Kreisel. Angesichts dieser zahlreichen offenen Fragen spricht sich der Gewerbeverband Basel-Stadt für eine Rückweisung des Geschäfts an den Regierungsrat zwecks gründlicher Überarbeitung aus.