ENERGIE IMPULSE Region Basel: Die Chancen nutzen
Im September 2014 ist Martin Gruber-Gschwind zum Gewerbeverband Basel-Stadt gestossen und hat die Umsetzungsplattform ENERGIE IMPULSE Region Basel aufgebaut. Nach gut drei Jahren hat er sich entschlossen, eine neue Herausforderung anzunehmen. Ein Rück- und Ausblick mit ihm und Bereichsleiter Felix Werner.
«kmu news»: Martin Gruber, haben Sie nach drei Jahren genug vom Gewerbeverband Basel-Stadt?
Martin Gruber: Eigentlich nicht, aber die Neugier auf eine neue Herausforderung – eine Führungsaufgabe beim Kanton Basel-Stadt – war schlussendlich gross genug, um diesen Entscheid zu wagen. Ich gehe aber mit mindestens eineinhalb weinenden Augen.
Wie lautet ihr Fazit nach drei Jahren ENERGIE IMPULSE Region Basel?
MG: Es ist überwiegend positiv. Es ist in dieser Zeit gelungen, eine wichtige Plattform aufzubauen, die es in der Region Basel braucht. Wir haben zum Beispiel dem individuellen Design von Photovoltaikmodulen zum Durchbruch verholfen und den beteiligten KMU nachhaltige Innovationen ermöglicht. Oder Projekte mit Vakuumfenstern und ultraschlanken Wänden auf die Beine gestellt. Mit dem KMU Quickscan haben wir eine Erstberatung für Unternehmen geschaffen, die ohne administrativen Aufwand hilft, Geld und Ressourcen zu sparen. Und wir haben einen massgeblichen Beitrag zur Lancierung von Smart Regio Basel geleistet.
Wie lautet das Fazit aus Sicht des Gewerbeverbandes Basel-Stadt?
Felix Werner: Unser Fazit ist ebenfalls sehr positiv. Bei den erwähnten Projekten hat es Martin Gruber geschafft, Förderbeiträge des Bundesamtes für Energie (BFE) zu erhalten, was viel über die Qualität aussagt – besonders wenn man weiss, wie streng die Kriterien des BFE sind und dass diese nur von wenigen KMU erfüllt werden können. Auch ein grösseres KMU allein kann so ein Projekt schlicht nicht stemmen. Darum braucht es eine koordinierende und unterstützende Stelle. Es sind für mich Musterbeispiele von Public-Private-Partnerschaften zum Wohl der regionalen Wertschöpfung, von Arbeitsplätzen und der KMU-Wirtschaft insgesamt.
MG: Das Wissen ist auf viele Gehirne verteilt. Es braucht bei solchen branchenübergreifenden Projekten einen Scout, der das Projekt voranbringt. Das ist mehr als deutlich geworden. Dieser Scout kann seine Arbeit aber nicht ausschliesslich vom Schreibtisch aus machen. Er muss raus in die Betriebe. Wir haben tolle KMU mit einem riesengrossen Innovationspotenzial. Dazu kommt, dass KMU solche Innovationen zudem meistens viel günstiger erbringen können, als grosse und schwerfällige Organisationen. Auch das haben die drei Jahre gezeigt.
Wo steht die digitale und smarte Entwicklung der Wirtschaft in fünf Jahren?
FW: Das vermag heute niemand zu sagen. Sicher ist, dass die Entwicklung rasch voranschreitet und dass wir alle Interesse daran haben müssen, den Anschluss nicht zu verlieren. Ich will nicht, dass uns die Entwicklung ausschliesslich von aussen diktiert wird. Ich will keine asiatische Bike-Sharing-Lösung, wenn es auch eine lokale Option gibt, die konkurrenzfähig ist. Und die gibt es.
MG: Wie auch immer die Entwicklung verläuft, wir müssen uns auf die konkrete Umsetzung konzentrieren, auch wenn dabei das Risiko von Rückschlägen in Kauf genommen werden muss. Es gibt leider eine Tendenz, sich vorwiegend auf die Theorie – die Schaffung von Strukturen, Gremien und Konzepten – zu konzentrieren und endlos zu planen. Dem wollten wir unsere Umsetzungsplattform entgegensetzen und das sollte meiner Meinung nach auch unbedingt beibehalten werden.
Gibt es eine Forderung an die Politik?
MG: Ja. Mehr Forschungsgelder direkt an KMU zu vergeben. Das müssen keine Riesenbeträge sein, weil mit wenig jeweils sehr viel erreicht werden kann. Gerade kleine Unternehmen haben oft gute Ideen für innovative Weiterentwicklungen, die sich aus ihrer Alltagspraxis heraus ergeben. Auch ohne eigene Forschungsabteilung verdienen sie Unterstützung. Aber nicht nur die Politik ist gefordert. Auch die KMU-Wirtschaft selber muss erkennen, dass sie die Chance packen kann und muss, wenn sie nicht abgehängt werden will. Wer seinen Betrieb führt, wie er in den letzten 50 Jahren geführt worden ist, wird über kurz oder lang von der Bildfläche verschwinden. Und mit ihm die Arbeitsplätze und die Steuereinnahmen. Gewerbeverbands-Präsident Marcel Schweizer bringt es jeweils mit einem Sprichwort auf den Punkt: «Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit».
FW: Ich bin sicher, dass der Gewerbeverband Basel-Stadt dank ENERGIE IMPULSE – notabene mit Unterstützung des Amtes für Umwelt und Energie und IWB – eine dringend nötige Innovation aufgegleist hat. Und ich bin auch sicher, dass die regionale KMU-Wirtschaft alle Voraussetzungen erfüllt, um in Zukunft über die Region hinaus erfolgreich zu sein. Sie hat die nötige Power und Innovationskraft.
Wie geht es mit den entsprechenden Aktivitäten weiter?
FW: Wir werden die verschiedenen Aktivitäten des Gewerbeverbandes Basel-Stadt in diesem Bereich zu einer Abteilung «Energie & Ressourcen» zusammenführen. Damit möchten wir noch effektiver werden. Der Gewerbeverband Basel-Stadt soll – zusammen mit heutigen und weiteren Partnern – auch künftig in der ersten Liga mitspielen, was das Engagement für nachhaltige und smarte KMU-Projekte betrifft. Für die Nachfolge von Martin Gruber konnten wir eine sehr gute Lösung finden.
Der Gewerbeverband Basel-Stadt dankt Martin Gruber herzlich für sein grosses Engagement. Seine Pionierarbeit bildet ein hervorragendes Fundament, auf dem wir aufbauen können. |