Lysbüchel: Kanton übergeht die Wirtschaft

03.07.2017

Der Gewerbeverband Basel-Stadt lehnt den heute vorgestellten Bebauungsplan des Regierungsrates zu VoltaNord dezidiert ab. Die angedachte Mischnutzung zwischen Wohnen und Arbeiten führt zu einer «Piranha-Zone» mit erheblichem Konfliktpotential. Aus Sicht des Gewerbes ist der Bebauungsplan inakzeptabel.

Der Gewerbeverband Basel-Stadt bedauert es sehr, dass der Regierungsrat in seinem Bebauungsplan zur Entwicklung des Lysbüchel-Areals die Anliegen der Wirtschaft nicht beachtet. Die Pläne des Bau- und Verkehrsdepartements und der SBB wurden gutgeheissen und gegenüber dem ursprünglichen Bebauungsplan VoltaNord kaum verändert. Zudem wurden die Einsprachen der betroffenen Firmen abgewiesen. Aufgrund der auslaufenden Baurechtsverträge hätten sie in dieser Frage kein Einspracherecht.

VERTREIBUNG DES GEWERBES AUS DER STADT

Das Lysbüchel-Areal liegt mitten in einem Werkgürtel, der sich vom Schlachthof zum Novartis-Campus bis über den Rhein erstreckt. Als Standort für Unternehmen ist das Lysbüchel-Areal attraktiv und gilt als eine der bestgeeignetsten Wirtschaftsflächen im Kanton, was sich an der hohen Lärmtoleranz und der Kompaktheit zeigt (siehe Wirtschaftsflächenstudie von IWSB). Der Gewerbeverband Basel-Stadt lehnt die Planungen des Kantons und der SBB deswegen weiterhin klar ab. Ein umfassender Wohnungsbau inklusive Schulhaus würde den derzeit schützenden Riegel zwischen lautem Gewerbe und Wohnnutzung aufbrechen, was mittelfristig die Verdrängung der Unternehmen in diesem Werkgürtel zur Folge hätte. Diese unsichere Situation hat dazu geführt, dass jetzt schon mehrere Firmen und Gewerbebetriebe das Lysbüchel verlassen haben und in angrenzende Kantone umgezogen sind. Gewerbedirektor Gabriel Barell betont: «Die Vertreibung des Gewerbes aus der Stadt findet schon längst statt.» Die vom Kanton vorgesehene Abgrenzung zwischen Wohnen und Arbeiten funktioniert nicht. Das zeigt sich auch daran, dass für die Wohnbauten «erhöhte Lärmschutzanforderungen» gelten sollen.

VERDICHTEN STATT VERDRÄNGEN

Das Lysbüchelareal hat grosses Potenzial, um als reine Wirtschaftsfläche verdichtet und weiterentwickelt zu werden. Einerseits, um den ansässigen Betrieben eine Zukunftsperspektive zu ermöglichen, und andererseits, um neue Unternehmen anzusiedeln. Zudem wäre eine kulturelle Nutzung – beispielsweise mit Clubs oder Bars – an dieser Lage durchaus denkbar. Firmen brauchen Sicherheit, dass sie an einem Standort langfristig bleiben können und dort auch Expansionsmöglichkeiten haben. Dies wäre mit einer Weiterentwicklung als Wirtschaftsfläche – verbunden mit einer sinnvollen Verdichtung – gewährleistet.

GESAMTSCHAU DER AREALENTWICKLUNGEN NÖTIG

Der Gewerbeverband Basel-Stadt wehrt sich dezidiert gegen die Stossrichtung der kantonalen Planungsstellen, auf jedem heute rein wirtschaftlich genutzten Arealeinen Wohnanteil von rund 50 Prozent festzulegen. Es braucht eine klare Schwerpunktplanung, auf welchen Arealen welche Arbeitsnutzungen (emissionsstarkes oder -armes Gewerbe) sinnvoll sind und auf welchen Arealen der Bedarf an Wohnungen und Schulen gedeckt werden kann. Daher müssen die Gebiete, welche in näherer Zukunft verdichtet und weiterentwickelt werden sollen, gesamthaft betrachtet werden. Barell sagt dazu: «Alle Areale über den gleichen Kamm zu scheren, ist undifferenziert.»