Originale Schönheit trifft Energieeffizienz
Bis vor kurzem waren in diesem Gebäude an der Ecke Rebgasse Schafgässlein mehrere kantonale Dienststellen zuhause. Nun ist daraus das schmucke Boutique-Hotel Volkshaus Basel geworden. Der Umbau der 100-jährigen Bausubstanz war eine grosse Herausforderung. Die Anstrengungen haben sich gelohnt – optisch, konzeptuell und energetisch.
Bei jedem Schritt durch das neue Hotel Volkshaus Basel ist die Begeisterung von General Manager Martin Reinshagen spürbar. Und die Verärgerung. «Das Volkshaus ist 100 Jahre alt und war ein Bijou – bis es ab den 1960er Jahren regelrecht verschandelt wurde», erklärt Martin Reinshagen. Die Anekdoten aus der Historie und dem Umbau des Gebäudes sprudeln nur so aus ihm heraus. Überraschungen gab es einige, da kaum alte Baupläne vorhanden waren. So wurden alte Fenstersimse und ganze Treppen beim Umbau freigelegt, die zugemauert auf ihre Wiederentdeckung warteten. «Wir haben das Gebäude in den Originalzustand vor 1960 zurückversetzt», sagt Martin Reinshagen, der mit der Volks-haus Basel Betriebs AG nicht nur für das neue Hotel, sondern auch für die Bar, das Restaurant und die Säle verantwortlich ist. Mit dem Hotel wurden die Gebäudeteile links und rechts vom Durchgang in den Innenhof wie-der zusammengeführt.
HOTELZIMMER STATT BÜROS
Beim Rundgang durch das Gebäude erinnert nichts mehr daran, dass bis vor kurzem hier noch die Büros von Teilen der Kantonsverwaltung waren. Hell und grosszügig präsentieren sich die 45 Zimmer und das Treppen-haus, wo hochwertige Holz- und Steinmaterialien dominieren. Die Gänge sind in edlem Dunkelgrün gehalten. Verantwortlich für den Umbau war das Architekturbüro Herzog & de Meuron, welches schon das Restaurant und die Bar umgebaut hat. «Nun kommt das Volkshaus wie aus einem Guss daher», freut sich Martin Reinshagen.
DECKEN UND DACHFLÄCHE ISOLIERT
Nicht nur optisch, sondern auch energetisch ist das Volkshaus auf einem neuen Level. «Wir wussten, dass wir die Hilfe von Profis brauchen, um mehr Energieeffizienz in diese alte Dame zu bringen», erzählt Martin Reinshagen. Die fachliche Expertise lieferten die Energieagentur der Wirtschaft (EnAW) und IWB. Zu den effektivsten der insgesamt über 50 Massnahmen gehörte die Isolation des Dachs und des Dachbodens. Mit einer 16 Zentimeter dicken Dämmschicht wurde der Wärmeverlust minimiert. «Dadurch können 126 830 Kilowattstunden Energie pro Jahr eingespart werden», erklärt Martin Reinshagen. Die Investitionskosten betrugen rund 160 000 Franken – der Kostenanteil Energie ist bereits in zweieinhalb Jahren amortisiert.
FENSTER: EIN SPAGAT ZWISCHEN ENERGIE- UND DENKMALSCHUTZVORGABEN
Anspruchsvoll gestaltete sich der Ersatz der Fenster in den Hotelzimmern, wie Martin Reinshagen berichtet. «Einerseits schrieb das Energiegesetz eine bessere Dämmung vor, andererseits durften wir laut der Denkmalpflege keine neuen Fenster einbauen.» Die Lösung lag in der Aufdoppelung der historischen Fenster. So konnte eine bessere Isolation und ein besserer Lärmschutz erreicht werden. Die berechnete Energieeinsparung dieser Massnahme liegt bei 25 000 Kilowattstunden Fernwärme pro Jahr.
FÜR DIE UMWELT UND DAS GÄSTEERLEBNIS
«Die energetische Aufwertung schont die Umwelt und reduziert den Energieverbrauch», sagt Martin Reinshagen. «Aber sie verbessert auch das Gästeerlebnis.» So bleiben im Sommer die Hitze und die Strassengeräusche draussen. Es gibt aber auch kleinere Massnahmen, wie die neue Beleuchtung im bekannten Innenhof des Volkshauses. Die Umstellung der rund 250 Leuchtmittel auf LED reduziert den Energieverbrauch um 11 577 Kilowattstunden. Nachhaltigkeit ist laut General Manager Martin Reinshagen generell ein wichtiges Thema im Volkshaus. «In den Zimmern befindet sich kein Millimeter Plastik.» Die Seife liegt unverpackt auf dem Waschbecken und wird später fürs Recycling zum Hersteller zurückgeführt. Für Trinkwasser stehen Glaskaraffen bereit und die Pflegeproduktlinie ist rein natürlich.
LOKALE FINANZIERUNGSPARTNERIN
Für den Businessplan der Volkshaus Betriebs AG sei das Hotel das Tüpfelchen auf dem «i», sagt Martin Reinshagen, da es Synergien zur Gastronomie und zum Veranstaltungsort Volkshaus schaffe. Als Finanzierungspartnerin hat sich Martin Reinshagen mit der Basler Kantonalbank bewusst für eine lokale Partnerin entschieden. «Die BKB kennt das Volkshaus und ist stark im KMU Business.» Wichtig sei das Verständnis für die Qualitätsstrategie des Hotels. Sprich hochwertige, aber auch teurere Produkte von Schweizer Produzenten, die mit der Zeit «Patina» erhalten und nicht nach ein paar Jahren wieder ersetzt werden müssen. «Auch das gehört zur Nachhaltigkeit.»