«Wir haben in Basel leider keinen neuen Standort gefunden»
Mit 175 Mitarbeitenden ist alltech Installationen AG ein führendes Heizungs- und Sanitärunternehmen in der Nordwestschweiz. Vor fünf Jahren zog das expandierende Unternehmen nach Muttenz und Arlesheim. In Basel suchte man vergeblich einen neuen Standort, wie CEO Kurt Hersperger erklärt.
Herr Hersperger, was waren die Gründe für den Wegzug Ihrer Firma aus Basel?
Kurt Hersperger: Unser Unternehmen war zuerst 16 Jahre in Kleinhüningen zuhause. Wir sind in diesen Jahren erfolgreich gewachsen und daher zu gross geworden an unserem Standort in einem klassischen Wohn- und Geschäftshaus. Auch die Lastwagenanlieferung war problematisch. Deshalb haben wir einen neuen Standort gesucht.
Warum sind Sie nicht in Basel geblieben?
Wir wollten gerne in der Stadt bleiben, auch weil die Anbindung an den Öffentlichen Verkehr sehr gut ist. Zu Sitzungen mit Behörden und Generalunternehmen beispielsweise kann man schnell mit dem Tram gehen. Aber wir haben im Kanton Basel-Stadt keinen passenden neuen Standort gefunden.
Wie sind Sie vorgegangen?
Wir haben aktiv gesucht und unseren Flächenbedarf sowie unsere Bedürfnisse bei diversen Immobilienfirmen deponiert. Wir brauchen rund 900 Quadratmeter Bürofläche, 500 Quadratmeter Lagerraum und 500 Quadratmeter Werkstatt.
Welche Qualitäten muss ein Standort für Ihr Unternehmen sonst noch aufweisen?
Wir brauchen eine Erdgeschoss-zufahrt und einen Umschlagspatz für LKW-Anlieferungen des Materials. Zum Beispiel für die Lieferung von sechs Meter langen Rohren, die wir benötigen. Das können wir nicht im ersten Obergeschoss machen. Erdgeschossflächen sind sehr begehrt bei Unternehmen wie unserem, aber diese sind leider sehr selten in Basel-Stadt. Die Anbindung des Standorts ist wichtig und genügend Parkplätze.
Warum sind Parkplätze wichtig?
Wir haben insgesamt 30 Servicemonteure, die mehrmals täglich vom Hauptsitz zur Kundschaft und wieder zurückfahren. Zudem wird immer noch ein gros-ser Anteil von Material, Werkzeug et cetera für die Montage zu unserer Firma geliefert, in der Werkstatt verarbeitet und dann zur Baustelle und zur Kundschaft transportiert. Insgesamt haben wir 85 Firmenfahrzeuge. Ein Bauleiter beispielsweise kontrolliert pro Tag mindestens drei Baustellen in Basel und Baselland. Mit dem öffentlichen Verkehr wäre das ein riesiger Zeitverlust.
«Keinen Bedarf an Gewerbeflächen? Das kann ich nicht nachvollziehen. Meine Erfahrung ist eine andere. »
Und in Basel haben Sie keine Fläche gefunden, die Ihren Bedürfnissen entspricht?
Nein. Auf dem Erlenmatt-Areal haben wir einen Standort vertieft angeschaut – und eine beachtliche Summe in die Prüfung eines neuen Konzepts investiert, wo die Mitarbeiter aktiv aufgefordert worden wären, die öffentlichen Verkehrsmittel oder Fahrräder zu benützen, da uns maximal nur acht Parkplätze zugesprochen worden sind. Zusätzliche Parkplätze hätten wir in öffentlichen Parkhäusern dazu mieten müssen. Wie gesagt, wir haben das intensiv geprüft, mussten aber feststellen: Das ist für uns nicht möglich, wir müssen flexibler sein.
Falls es auf dem Lysbüchelareal eine Planungssicherheit gegeben hätte, wäre das eine Option gewesen?
Ja, das hätten wir sicher genauer angeschaut. Oder den Dreispitz, aber dort macht man die gleichen Fehler wie man jetzt auf dem Lysbüchel machen will. Man erstellt teure Wohnungen in kurzer Distanz zu Gewerbenutzungen.
«Wir haben einen neuen Standort gesucht und nichts gefunden, das unsere Bedürfnisse abdeckt.»
Die Befürworter der Wohnüberbauung auf dem Lysbüchel/VoltaNord sagen, das führe zu keinen Problemen.
Da habe ich grösste Bedenken. Wohnen, spielende Kinder, daneben Gewerbebetriebe und Lastwagenverkehr – wie soll das gehen? Zudem soll dort ja neuer und hochwertiger Wohnraum entstehen. Diejenigen Personen, die dort einziehen, werden kaum sehr lärmtolerant sein. Es ist ja kein historisch gewachsenes Quartier, in dem das Kleingewerbe und die Anwohnerschaft über Generationen gelernt haben, miteinander zu leben. Sondern ein Neubauquartier, und da hat die Anwohnerschaft andere Ansprüche an die Umgebung.
Regierungsrat Hans-Peter Wessels sagt, es gebe in Basel-Stadt keinen Bedarf an Gewerbeflächen, das Angebot sei mehr als genug. Wie sehen Sie das?
Das kann ich nicht nachvollziehen. Meine Erfahrung ist eine andere. Wir haben einen neuen Standort gesucht und nichts gefunden, das unsere Bedürfnisse abdeckt. Viele Unternehmen, die ich kenne, stehen vor der gleichen Problematik. Das ist schade, denn ich bin klar der Meinung, dass es Gewerbebetriebe in der Stadt braucht. Manchmal habe ich das Gefühl, Basel lebt nur noch von den beiden grossen Pharmafirmen. Dabei machen doch auch die KMU einen beträchtlichen Teil der Wertschöpfung aus.