«Wir müssen die wenigen Gewerbeflächen schützen»
Die Bianco Gipsergeschäft AG ist ein Basler Betrieb und will im Stadtgebiet bleiben. Doch der Mietvertrag auf dem Lysbüchel wird von der SBB nicht mehr verlängert. Geschäftsleitungsmitglied Daniele Bianco fordert einen sorgfältigeren Umgang mit den Gewerbeflächen und warnt vor Konflikten mit Anwohnern.
Der Lysbüchel ist eines der letzten grossen Areale für Gewerbe und Industrie in Basel-Stadt. Und das am besten geeignete Areal für emissionsstärkeres Gewerbe – sei das wegen Lärm, Geruch oder Verkehr. Die Pläne des Kantons und der SBB, die mitten in diese Wirtschaftsfläche Wohnungen bauen wollen, bedrohen diese Wirtschaftsfläche akut.
Direkt zu spüren bekommen das zahlreiche Firmen. Eine davon ist die Bianco Gipsergeschäft AG. Die Firma, welche 2002 mit fünf Mitarbeitenden gestartet ist, befindet sich seit 2006 auf dem Lysbüchelareal. Mittlerweile zählt der Ausbildungsbetrieb 40 Mitarbeitende. Geschäftsleitungsmitglied Daniele Bianco schätzt den Standort. «Gute Verkehrsanbindung, Stadtnähe, viele Parkier-Möglichkeiten und günstig», so fasst er die Vorteile des Lysbüchel-Standorts zusammen.
KURZE WEGE ALS TRUMPF
Aber das Unternehmen muss den Standort wechseln. Die Grundeigentümerin SBB haben den Mietvertrag gekündigt. Dieser läuft im Juni definitiv aus. «Die SBB wollen das Areal räumen, um Platz für renditeintensivere Nutzungen zu schaffen», sagt Bianco. Wo die Bianco Gispergeschäft AG zukünftig zuhause sein wird, ist offen. Derzeit gebe es Verhandlungen für eine Zwischennutzung hier auf dem Areal. Aber auch das wäre nur befristet.
Klar ist: Das Unternehmen will eigentlich gerne in Basel-Stadt bleiben. «Wir sind ein Basler Unternehmen und hier zuhause», sagt Bianco. «Wir machen zwei Drittel unseres Umsatzes in der Stadt.» So seien die Anfahrtswege kurz, was nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch sinnvoll sei.
«Das ist nicht die attraktivste Wohnlage, da würde es tolerante Mieter brauchen.»
Aber: Einen anderen Standort in Basel-Stadt zu finden, ist nicht einfach. Das liegt unter anderem daran, dass die Baubranche nicht so hohe Margen hat und auf zahlbare Flächen angewiesen ist. «Wir brauchen zudem Erdgeschossfläche für die Anlieferung mit Lastwagen», sagt Bianco. Die SBB hätten mit ihnen über ein Gewerbehaus auf dem Lysbüchel geredet, aber das sei preislich und von den betrieblichen Anforderungen her keine Alternative.
«DA BRÄUCHTE ES TOLERANTE ANWOHNER»
Daniele Bianco sagt: «Es gibt nur noch wenige Flächen für das Gewerbe in dieser Stadt. Ich finde, diese müsste man schützen.» Den benötigten Wohnraum könne man auch an anderen Orten realisieren. Wenn aber die letzten Gewerbereserven zerstört würden, sei das irreversibel.
Und für ihn ist klar, dass der Standort Lysbüchel durch die Wohnnutzungen verschlechtert würde. «Das ist nicht die attraktivste Wohnlage, da würde es tolerante Mieter brauchen.» Zum Beispiel wegen den Gerüchen und Geräuschen des Schlachthofs sowie anderen Betrieben oder dem Lastwagenverkehr. «Eine Wohnnutzung hier wäre ein Einschnitt. Das sollte man möglichst nicht mit Gewerbe kombinieren.»
Wohnort Lysbüchel? Grosseinsatz wegen Chemievorfall Am 20. Februar rückten die Blaulichtorganisationen mit einem Grossaufgebot zum Lysbüchel-Areal aus. Beim Abfüllen eines Fasses ist bei der Chemie-Distributionsfirma Brenntag AG Salzsäure ausgelaufen. Verletzte hat es glücklicherweise keine gegeben. Der Vorfall macht aber deutlich, dass sich das Industrie- und Gewerbeareal Lysbüchel nicht für eine Wohnnutzung eignet, wie sie der Kanton und die SBB derzeit dort planen. Ein Restrisiko besteht immer. Ebenso ist es der falsche Ort für einen Schulstandort. Auf dem Areal haben Firmen mit Gefahrenpotenzial noch lange Mietverträge. Sinnvoller wäre, das Potenzial für mehr Wohnraum an anderen Orten auszuschöpfen, zum Beispiel Klybeck, Dreispitz Nord oder Stadtrand Ost. Das Lysbüchel muss eine Wirtschaftsfläche bleiben. |