«Wirtschaftsförderung ohne geeignete Flächen ist nicht möglich»

13.07.2015

Samuel Hess, Bereichsleiter Wirtschaft im Amt für Wirtschaft und Arbeit Basel-Stadt, betont die Wichtigkeit von genügend Gewerbeflächen in Basel-Stadt. «Es ist ein Anliegen der Regierung, dass alle Branchen hochwertige Arbeitsareale im Kanton Basel-Stadt vorfinden», sagt er. Derzeit gebe es im Bereich Wirtschaftsflächen ein akutes Problem.

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Dass Basel-Stadt in hohem Masse von der Wirtschaft profitiert, ist unbestritten. Konkret von hohen Steuererträgen, Arbeitsplätzen, Lehrstellen sowie von kurzen Wegen zwischen Wohn- und Arbeitsplatz. Die Einsicht, dass der Wirtschaft im Kanton geeignete Flächen fehlen, ist aber noch längst nicht überall angekommen.

Im Basler Regierungsrat ist das Thema Wirtschaftsflächen präsent, wie Samuel Hess, Leiter Bereich Wirtschaft im Basler Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA), am 19. Juni erklärte. Hess war Gast bei der BG Bau, der Branchengruppe für das engere und weitere Baugewerbe der Region Basel. Salonfähig sei dieses Thema auch dank des Engagements vom Gewerbeverband Basel-Stadt und der Handelskammer beider Basel geworden. Das Amt für Wirtschaft und Arbeit ist aktiv mit dem Thema Wirtschaftsflächen beschäftigt: «Verwaltungsintern bringen wir das Thema der fehlenden Flächen für Unternehmen aktiv ein und engagieren uns insbesondere auch für ausreichende Gewerbeflächen», erklärte Hess. «Wir nehmen Einfluss, wo notwendig, und zeigen auf, dass Gewerbeflächen elementar wichtig sind für den Kanton.»

Dass Handlungsbedarf besteht, ist für Samuel Hess klar. «Basel-Stadt kann keine Wirtschafts- und Standortförderung machen, wenn es nicht über geeignete Wirtschaftsflächen für Unternehmen verfügt.» Derzeit bestehe ein akutes Problem bei den Wirtschaftsflächen. Laut einer Studie, aktuellen Daten und konkreten Erfahrungen bei Ansiedlungen übersteigt die Nachfrage das Angebot – und das noch für lange Zeit.

AUCH GROSSE BÜROFLÄCHEN RAR

Interessant dabei ist, dass es nicht nur für handwerkliche KMU zu wenige geeignete Wirtschaftsflächen hat, sondern auch für klassische Dienstleistungsbetriebe. Leerstehende Büro-Räume gibt es zwar einige. «Das Problem ist aber der akute Mangel an grossen, zusammenhängenden Büroflächen», schilderte Samuel Hess. Als Beispiel fügte er ein baselstädtisches Unternehmen an, das einen neuen Standort und 3000 Quadratmeter Bürofläche suchte. «Wir konnten der Firma gerademal eine einzige Fläche anbieten. Diese passt aber glücklicherweise.» Sonst wäre das Unternehmen weggezogen.

Fabian Bauer, beim AWA zuständig für das Thema Wirtschaftsflächen, stellt klar: «Wir müssen Lösungen finden, damit das Gewerbe hierbleiben und sich bei Bedarf ausdehnen kann.» Denn der Umnutzungsdruck auf Wirtschaftsflächen steige und das Gewerbe werde mehr und mehr verdrängt. Einer der Gründe ist, dass Investoren und Grundeigentümer Wohnnutzungen bevorzugen.

LEUCHTTURMPROJEKT «WERKARENA»

Hess und Bauer betonen, dass es innovative Wirtschaftsflächen braucht. «Die Konservierung des Status Quo ist keine Lösung. Wir müssen auch in der Industrie- und Gewerbezone eine sinnvolle Verdichtung erreichen», sagte Hess. Ein Leuchtturmprojekt in diesem Bereich ist die «Werkarena» des Kantons Basel-Stadt und des Gewerbeverbandes Basel-Stadt an der Neudorfstrasse (die «kmu news» berichteten). Das sei ein tolles Projekt. «Es ist entscheidend, dass die ‹Werkarena› erfolgreich ist», sagte Hess, «dann hat das Projekt eine Signalwirkung für Investoren. Dies ist der effektivste Schutz zum Erhalt des städtischen Gewerbes.»

Basel braucht mehr solcher innovativer Verdichtungsprojekte. Denn wenn das Gewerbe aus der Stadt verdrängt wird, schadet das allen. Auch der Umwelt. «Arbeitsplätze in der Stadt, das bedeutet kurze Wege», sagte Hess. Für ihn ist die Mobilität eines der besten Argumente für ausreichende Gewerbeflächen. «Die Verdrängung des Gewerbes führt zu Mehrverkehr und verhindert damit das Erreichen der Ziele in der kantonalen Verkehrspolitik.»

Oliver Scheidegger, Präsident der BG Bau und Vizepräsident des Gewerbeverbandes Basel-Stadt, dankte Samuel Hess und Fabian Bauer für ihr Engagement und die Aussagen, dass nicht nur «schöner Wohnen», sondern auch «sinnvolles Arbeiten» gefördert werden soll. Scheidegger: «Wir hoffen dass die Salonfähigkeit des Themas Gewerbeflächen auch bis in die Planungsämter durchdringt.»