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Das Herzstück Basel im Langzeittest

Das Herzstück Basel im Langzeittest

Der Bahnknoten Basel ist eine der zentralen Verkehrsdrehscheiben der Schweiz – für den nationalen und internationalen Personen- und Güterverkehr.

 

Um die Kapazitäten langfristig zu sichern und den trinationalen S-Bahn-Verkehr zu stärken, plant die SBB gemeinsam mit dem Bund einen etappenweisen Ausbau. Ein Kernelement ist das sogenannte «Herzstück»: eine unterirdische Bahnverbindung zwischen dem Bahnhof Basel SBB und dem Badischen Bahnhof.

Vor Kurzem wurde der aktualisierte Zeitplan vorgestellt: Ein Baustart für das Herzstück ist frühestens nach einer umfassenden, milliardenschweren Ertüchtigung von Gleis- und Abstellanlagen Ende der 2040er-Jahre möglich.

Dieses sogenannte Ertüchtigungspaket ist Teil des langfristigen Bahnausbaus und eine zwingende Voraussetzung, um danach die Arbeiten für den Tiefbahnhof und das eigentliche Herzstück in Angriff zu nehmen. Das Parlament wird 2027 entscheiden, ob das Ertüchtigungspaket in den nächsten Ausbauschritt aufgenommen wird – für Basel wäre das ein entscheidender erster Schritt.

Für die regionale Wirtschaft, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, stellen sich damit zentrale Fragen: Wie bleibt die Erreichbarkeit während der Bauzeit gewährleistet? Wie wird die Planung kommuniziert? Und wie können betroffene Betriebe eingebunden werden?

Wir haben bei Thomas Staffelbach, Gesamtkoordinator Basel bei der SBB AG, nachgefragt.

«kmu news»: Thomas Staffelbach, das Herzstück Basel gilt als Zukunftsprojekt für den Bahnknoten. Wie profitieren KMU vom Projekt?
Thomas Staffelbach: Erreichbarkeit ist für einen Wirtschaftsstandort und die KMU entscheidend. Ein Unternehmen muss erreichbar sein für seine Kunden, seine Mitarbeitenden und seine Lieferanten. Der langfristige Bahnausbau in Basel soll mithelfen, diese Erreichbarkeit Etappe für Etappe nachhaltig, raumsparend und bedürfnisgerecht sicherzustellen.

Der Zeithorizont für das Herzstück hat sich mehrfach verschoben – nun ist von einem Baustart frühestens Ende der 2040er-Jahre die Rede. Was hat zu dieser massiven Verzögerung geführt?
Der Bahnausbau in Basel läuft bereits auf Hochtouren. Bis 2035 investiert der Bund als Auftraggeber rund 1,7 Milliarden Franken in Ausbauprojekte in und um Basel. Anschliessend steht das milliardenschwere Ertüchtigungspaket für den Bahnknoten an, sofern das Parlament dem zustimmt. Danach folgen Schritt für Schritt die Tiefbahnhöfe und das Herzstück. Bund und SBB haben stets betont, dass dieser etappenweise Ausbau mehrere Jahrzehnte dauert – aus betrieblichen, baulichen und finanziellen Gründen.

Gibt es aus Ihrer Sicht realistische Hebel, um die Umsetzung des Herzstücks zu beschleunigen – sei es politisch, planerisch oder organisatorisch?
In den nächsten Planungsphasen wird die SBB im Auftrag des Bundes untersuchen, ob und wie die Umsetzung beschleunigt werden kann – einerseits mit grösseren Fahrplaneinschränkungen und andererseits später mit einer parallelen Realisierung von Ertüchtigungsmassnahmen und dem Tiefbahnhof Basel SBB. Nichtsdestotrotz, Taktgeber beim Bahnausbau in der Schweiz sind Bund und Parlament. Sie legen mit den periodischen Bahnausbauschritten fest, welche Angebote und Infrastrukturen die SBB realisieren soll.

Inwiefern besteht die Gefahr, dass sich der politische und wirtschaftliche Kontext bis zur Umsetzung so stark verändert, dass das Projekt in seiner heutigen Form gar nicht mehr zielführend ist?
Der Vorteil des geplanten Ausbaus ist, dass einzig das Ertüchtigungspaket ein erster zwingender Schritt ist. Die späteren Etappen sind in variabler Reihenfolge umsetzbar. Auftrag- und Geldgeber für die einzelnen Etappen sind in der Schweiz Bund und Parlament. Über die nötigen Ausbauten auf den ausländischen Zulaufstrecken entscheiden die eng involvierten Partner in Deutschland und Frankreich. Gemeinsam können sie so auf neue Bedürfnisse und geänderte Dringlichkeiten reagieren.

Wie wollen Sie vermeiden, dass das Projekt trotz der langen Laufzeit den Charakter eines «Planungskorsetts» erhält, das keine Anpassungen an neue Bedürfnisse mehr erlaubt?
Ziel ist, mit jeder Etappe mehr Angebot zu gewinnen und dabei geänderten Bedürfnissen zu entsprechen. Baut man den Tiefbahnhof Basel SBB und weitere Projekte Richtung Fricktal, erlaubt dies zum Beispiel einen S-Bahn-Viertelstundentakt ins Fricktal. In einer nächsten Etappe baut man dann das Herzstück entweder bis nach Basel Badischer Bahnhof oder bis Basel St. Johann und erhält die Haltestelle Mitte und weitere Durchbindungen Richtung Deutschland oder Frankreich sowie zusätzliche Kapazitäten oberirdisch.

Die Umsetzung ist in Etappen geplant. Welche Massnahmen sind vorgesehen, um die Auswirkungen auf die innerstädtische Erreichbarkeit gering zu halten?
Wir bauen unter laufendem Bahnbetrieb und im dicht besiedelten, städtischen Raum. Das ist sicherheitstechnisch und logistisch sehr fordernd. Einerseits stimmen unsere Fahrplanspezialisten die Gleissperren aller Bauprojekte darum eng miteinander ab, auch überregional, im Güterverkehr teils sogar international. Ziel ist ein funktionierender Baufahrplan, der Personen und Waren trotz Einschränkungen verlässlich an ihr Ziel bringt. Dasselbe gilt im städtischen Raum. Hier sind wir in engem Kontakt mit Polizei und Kanton.

Gerade KMU sind auf verlässliche Mobilität angewiesen. Wie planen Sie, die Bedürfnisse dieser Betriebe in den Bauphasen zu berücksichtigen?
Wir stimmen baubedingte Fahrplanänderungen vorgängig mit den verschiedenen Bahnunternehmen und den Kantonen ab und bemühen uns, die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten. Das Dilemma ist jedoch: Je kürzer wir Gleise sperren, desto kürzer sind die Zeitfenster, in denen wir Arbeiten ausführen können. Das verlängert die Bauzeit, verzögert die Einführung von neuen Angeboten und verschlingt mehr Steuergelder. Alle Beteiligten möchten weder das eine noch das andere. Die Kunst ist der Mittelweg.

Viele Betriebe erleben die Koordination von Baustellen als Blackbox. Wie stellen Sie sicher, dass sie rechtzeitig informiert und ernsthaft eingebunden werden?
Bezüglich Fahrplanänderungen empfehlen wir den Online-Fahrplan zu überprüfen. In der App SBB-Mobile kann man zudem auch Push-Benachrichtigungen zu Störungen oder Fahrplanabweichungen auf der eigenen Pendelstrecke abonnieren. Strassenseitig koordinieren wir uns eng mit Kanton und Kantonspolizei. Sie haben aus ihrer täglichen Kommunikationsarbeit die besten Kanäle, um Betroffene zu erreichen. Über Einschränkungen informieren wir zudem beispielsweise auch mit Anwohnerschreiben, Projektwebseiten und Plakaten vor Ort.

Wie binden Sie Organisationen wie den Gewerbeverband Basel-Stadt ganz konkret in die Kommunikation und Planung ein?
Wir nehmen die Planungen in enger Abstimmung mit den kantonalen Behörden vor und holen betroffene Organisationen, Unternehmen und Eigentümer ab. Jedes Bauprojekt durchläuft zudem ein Baubewilligungsverfahren gemäss Eisenbahngesetz. In dessen Rahmen bringen sich Organisationen und Unternehmen nötigenfalls mit Einsprachen ein. Um den Bahnhof Basel SBB informieren wir zudem beispielsweise Unternehmen und Organisationen regelmässig über Bauprojekt-bezogene Kommunikationsmassnahmen.