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Bauen in Basel

Städtebauliche Herausforderungen sind gross

Städtebauliche Herausforderungen sind gross

Basel benötigt kreative und pragmatische Lösungen sowie einen intensiven Dialog aller Beteiligten im Umgang mit regulatorischen Einschränkungen. Dies ist eine der wichtigen Erkenntnisse der Veranstaltung «Bauen in Basel».

Rund 130 Gäste versammelten sich am Donnerstagabend, 1.2.2024, in der Werkarena in Basel, um sich den komplexen Herausforderungen des Bauens in einer Stadt zu stellen, die nicht nur durch ihre reiche Geschichte und kulturelle Vielfalt, sondern auch durch ihre beschränkten räumlichen Gegebenheiten geprägt ist. Der Gewerbeverband Basel-Stadt hatte zur Veranstaltung «Bauen in Basel» eingeladen. Diese stand unter dem Motto «Basel – Wachstum in engen Grenzen» und bot eine seltene Gelegenheit zum Dialog zwischen Expertinnen und Experten, Entscheidungsträgerinnen und -trägern sowie der interessierten Öffentlichkeit.

Die Eröffnungsrede hielt Reto Baumgartner, Direktor des Gewerbeverbands Basel-Stadt, der die Bedeutung des Bauens für die Entwicklung und den Erhalt der Lebensqualität in Basel betonte und gleich zu Beginn auf die enormen Herausforderungen hinwies.

Oscar Elias, CEO der Stamm Bau AG, brachte die Probleme der Branche auf den Punkt: «Wir stellen fest, dass die Sanierungstätigkeit bei der Kundengruppe Private Mehrfamilienhausbesitzer stark eingebrochen ist. Nur eines von 100 Gebäuden wird in der Schweiz pro Jahr saniert. Das ist einfach zu wenig.» Elias unterstrich die Dringlichkeit, sowohl die Wohnungsnot zu beheben als auch die Klimaziele zu erreichen, und kritisierte «übermässige Bürokratie, rigide Bauvorschriften, massives Einspracherecht und das Wohnschutzgesetz» als hinderlich für diesen Prozess.

Regierungsrätin Esther Keller, zuständige Vorsteherin des Bau- und Verkehrsdepartements Basel-Stadt, erkannte die Bedenken an und betonte, dass die Regierung «viele der Sorgen von Oscar Elias teilt». Sie wies darauf hin, dass bereits Schritte unternommen wurden, um die Situation zu verbessern, wie etwa ihre Initiative «Einfacher (Um)-Bauen» und die Erweiterung der Öffnungszeiten für Beratungen und Akteneinsicht. Trotz dieser Bemühungen bemerkte Elias, dass von Kundenseite noch keine Verbesserungen spürbar seien, anerkannte aber, dass der von Esther Keller initiierte runde Tisch ein Schritt in die richtige Richtung sei.

Pascal Pfister, Präsident des Mieterinnen- und Mieterverbands Basel, sprach die ökologische Herausforderung an und betonte, dass «die energetische Sanierung in Basel bevorzugt behandelt wird», wies aber auch auf das anfängliche Unwissen und die Schwierigkeiten bei der Umsetzung des neuen Wohnschutzgesetzes hin.

Clemens Merkle, Mitgründer des Architekturbüros Brüderlin Merkle Architekten, teilte eine konkrete Erfahrung aus der Praxis, welche die Schwierigkeiten bei der Durchführung von energetischen Gesamtsanierungen deutlich illustrierte. Seine Frustration über die Ablehnung durch die Denkmalpflege und die Blockadehaltung des Mieterverbands unterstrich die Notwendigkeit, einen Ausgleich zwischen Erhaltung und Modernisierung zu finden.

Beat Aeberhard, Leiter Städtebau beim Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt, äusserte sich optimistisch, dass Lösungen gefunden werden können. Er betonte, dass man «nicht wie bislang weitermachen kann», wenn Basel bis 2037 klimaneutral sein möchte.

René Thoma von der Wohnbaugenossenschaft Nordwest sprach ein weiteres bürokratisches Hindernis an, das die Effizienz von energetischen Sanierungen beeinträchtigt: die Notwendigkeit, für jede Sanierung ein neues Baugesuch einzureichen.

Besonders hervorgehoben wurden an der von SRF-Journalistin Claudia Kenan moderierten Podiumsdiskussion die massiven regulatorischen Einschränkungen, wie bspw. die Bewilligungspflicht für Umbauten und die Limitierung des Mietzinsaufschlags nach Sanierungen, welche die finanzielle Attraktivität von Sanierungen für Vermieter erheblich mindern. Die Diskussion zeigte deutlich, wie wichtig ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Mieterschutz und Anreizen für Investitionen in den Wohnbestand ist.

Der Abend klang mit einem Apéro riche aus, bei dem die Gäste in einem ungezwungenen Rahmen weiterdiskutieren und sich vernetzen konnten. Dieser Teil der Veranstaltung wurde besonders geschätzt, da er den direkten Austausch zwischen den Teilnehmenden förderte und die Möglichkeit bot, die diskutierten Themen zu vertiefen.

«Bauen in Basel» bot eine wichtige Plattform für den Austausch über die Zukunft des Bauens in der Stadt. Die Veranstaltung unterstrich die Notwendigkeit, gemeinsam kreative und nachhaltige Lösungen zu entwickeln, um den spezifischen Herausforderungen Basels gerecht zu werden und die Lebensqualität für alle Bewohnerinnen und Bewohner zu erhalten und zu verbessern. In einer Stadt, die durch begrenzten Raum und strenge Vorschriften definiert ist, wurde einmal mehr die Bedeutung von Dialog, Kooperation und Innovation hervorgehoben.