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Spüren, wo der Schuh drückt

Spüren, wo der Schuh drückt

Damit Basel fürs Gewerbe attraktiv bleibt, muss zu den Standortfaktoren Sorge getragen werden. Dies hat ein Kurzbesuch von Regierungsrat Kaspar Sutter und Gewerbedirektor Reto Baumgartner bei drei KMU im Gundeli verdeutlicht.

Wer als Unternehmen wie die Möbel Rösch AG im Basler Gundeli domiziliert ist, geniesst Vor- und Nachteile. Zu Fuss, mit dem Velo oder mit dem ÖV ist das Geschäft an der Güterstrasse 210 ausgezeichnet erreichbar – wie fast jeder Ort in der kleinräumigen Stadt Basel. «Mit dem Auto ist es aber eine andere Sache», sagte Inhaber Michael Federer zu Regierungsrat Kaspar Sutter anlässlich seines Besuchs mit Gewerbedirektor Reto Baumgartner bei drei Basler KMU am Mittwoch, 1. November 2023.

Möbel Rösch

Doch nicht nur die Mobilität sei durch die vielen Baustellen problematisch, so Federer. Von seinen Kunden hört er vermehrt, dass Sie an Samstagen, welche für den Detailhandel so wichtig wären, weniger in die Stadt kommen, sei es wegen der Verkehrssituation, sei es, weil sie sich fürchten, in eine der vielen Demonstrationen zu gelangen. Ihnen ist die Sicherheit wichtig. Das bekommen die Unternehmen zu spüren. «Es ist doch irgendwie verrückt: Gefühlt wird fast jede Demonstration bewilligt, aber wenn wir eine Spezialaktion an einem Sonn-tag durchführen wollen, dann ist dies behördlich nicht einfach so möglich.»

Was zu tun sei, wollte Reto Baumgartner vom KMU-Unternehmer wissen. «Von der Basler Verwaltung wünscht er sich, dass sowohl auf die Bevölkerung wie auf das Gewerbe Rücksicht genommen wird und dass jemand von der Verwaltung auch ein persönliches Gespräch sucht, um die Bedürfnisse vor Ort abzuholen, antwortete Michael Federer. Als Beispiel verwies er auf die ausserordentlich ruhige Verkehrssituation direkt vor dem Haupteingang des Geschäfts am Baumgartenweg. Hier den Verkehr noch zusätzlich zu beruhigen sei nicht zielführend.

Es ist ein Bedürfnis der Anwohner, dass es Nachtparkplätze hat und für das Gewerbe, dass eine Anzahl zeitlich begrenzte Gebührenparkplätze zur Verfügung steht. Wenn die Zufahrt für periodische Warenanlieferungen durch Strassenhindernisse verunmöglicht werden, dann werde das für sein Unternehmen in Basel überlebenskritisch. Schon heute betreibt Möbel Rösch sein betriebseigenes Logistikcenter ausserhalb der Stadt in Aesch.

fadeout

Die nächste Station lag ein paar Nummern weiter an der Güterstrasse 187. Es handelte sich um fadeout – Agentur für digitale Kommunikation. Gründer und CEO Alexander Meyer sowie COO Nicole Leuthardt sprachen unter anderem über die Veränderungen nach dem Umzug des Unternehmens von Reinach nach Basel vor rund zehn Jahren. Man sei «sehr glücklich in Basel», so Nicole Leuthardt. Es sei nach dem Umzug aufgrund der Nähe zum Bahnhof und der guten ÖV-Situation einfacher geworden, Spezialistinnen und Spezialisten aus anderen Schweizer Städten zu finden, sagte sie. «Insbesondere aus Zürich.» Alexander Meyer pflichtete bei: «Hinzu kommt: Basel ist die Stadt der kurzen Wege. Das ist für uns sehr wertvoll.»

Vonseiten Verwaltung wünschen sich die Leiter von fadeout zeitweise etwas mehr Verständnis für die Situation der KMU und auch mehr Unterstützung. «Konkret habe ich beispielsweise von der Verwaltung erwartet, dass sie in Bezug auf die neuen Datenschutzrichtlinien klare Leitlinien gegeben hätte», sagte Nicole Leuthardt zu Regierungsrat Kaspar Sutter.

Born Carosserie

Bereits seit mehr als 50 Jahren und in der 3. Generation besteht die Born Carrosserie und Autospritzwerk AG im Hinterhof an der Güterstrasse 108 in Basel. Laut Inhaber und Geschäftsführer Philippe Born ist eine der grossen Herausforderungen in seiner Branche der-zeit der Arbeitskräftemangel. Zwar beschäftige das Unternehmen langjährige Mitarbeitende, die teilweise seit bis zu 40 Jahren im Betrieb arbeiten, aber gute neue Lernende zu finden, sei nicht einfach. «Früher hiess es: Handwerk hat goldenen Boden – doch die heutigen Lehrkräfte an den Schulen geben das den Jugendlichen leider nicht mehr so weiter», sagte Philippe Born.

Eine weitere Herausforderung seien die Preise für Energie, aber auch die Lohnkosten, die stetig steigen. «Und hinzu kommen Hürden, welche die Politik stellt», so Philippe Born. Als Beispiel nannte er die Klimastrategie des Kantons, welche vorsieht, dass der Kanton Basel-Stadt bis 2037 CO2-neutral wird. Auf der einen Seite soll CO2 eingespart werden, auf der anderen Seite erschwere der Basler Mieterschutz energetische Sanierungen massiv. Das gehe irgendwie nicht auf. «Hinzu kommt, dass eine Umstellung auf Fernwärme Kosten von über 100 000 Franken verursachen würde und die Subventionen nur einen sehr kleinen Teil davon tragen würden. Dies und einige andere politische Entscheidungen machen es für uns fraglich, ob der Standort Basel-Stadt noch sinnvoll ist.»

Für Regierungsrat Kaspar Sutter war die Begegnung mit den KMU-Unternehmerinnen und -Unternehmern sehr wertvoll: «Die Gewerbebetriebe sind wichtig für Basel. Sie schaffen Jobs und tragen wesentlich zum Wohl unserer Stadt bei.» Der gegenseitige Dialog aller Anspruchsgruppen sei entscheidend für ein gedeihliches Miteinander.

Auch für Gewerbedirektor Reto Baumgartner war der Besuch aufschlussreich: «Ich stelle fest, dass die Unternehmen zahlreiche Herausforderungen haben, die sie mit viel Mut und Engagement meistern.» Er schätze es auch sehr, dass sich Regierungsrat Kaspar Sutter die Zeit für den KMU-Besuch nahm und so vor Ort spüren konnte, wo beim Gewerbe der Schuh drückt.